Ich finde die platte Wiederholung des alten Namens etwas phantasielos (gab's allerdings bisher auch schon öfter). Das größte Problem des Autos dürfte sein, dass es von jeglicher RR-Tradition abgeschnitten ist - es gibt (außer der Kühlerfigur, den Emblemen usw) doch kein Teil, das an die Tradition, die einen erheblichen Teil der Faszination ausmacht, im Sinne von Weiterentwicklung oder sogar Weiterverwendung anknüpft. Die Kugelköpfe im Gasgestänge beim Spirit sind noch Henry Royce designed worden, der Bremslichtschalter im SSII ist auch noch ein Vorkriegsteil! Das ist nicht skurril, sondern die Teile waren und sind einfach genial, unverwüstlich - und vor allem: reparabel! Ein Punkt, warum mir die Arbeit an diesen Autos (meistens) Spaß macht, ist, dass sich praktisch alles völlig zerlegen und reparieren lässt. Das macht technisch, ökonomisch und vor allem ökologisch Sinn. Ein defektes gegen ein neues Teil tauschen, wie bei allen (anderen) neueren Autos üblich, kann auch ein Schimpanse.
Ich fürchte, da der neue RR in vielen Teilen nur eine Variante eines BMW ist (BMW mit Pappnase), wird es mit dem Reparieren dort nicht weit her sein. Motoren für Fensterheber, Sitzverstellung usw. sind bestimmt gewöhnliche Wegwerfartikel - verklebt, vernietet, verpreßt, vercrimpt...
Da ich meinen Laden aber ohnehin irgendwann verkaufen will, habe damit zum Glück bestimmt nichts mehr zu tun.
Die Autos von VW sind aber auch nicht toll, neulich habe ich einen neuen Bentley (hab' mir das Modell nicht gemerkt - mit zwei Turboladern und weit über 400 PS) gefahren: da gibt es keine direkte Verbindung vom Gaspedal zum Motor, alles rein elektronisch! Man tritt das Gaspedal beherzt durch - und was passiert? Erstmal nichts. Wahrscheinlich prüft der Computer erst den Strassenzustand, die Staumeldungen, den Atemalkoholgehalt, die Benzinpreise... o.k., irgendwann passiert's dann, aber: kein Feeling, wenig Fahrspass.
So, jetzt hab' genug genörgelt, Gute Nacht.
Claus Erbrecht