Leider hat unser geschätzter Moderator den anderen Thread zum neuen Buch aus dem Verlag Giorgio Nada Editore über den Bentley Continental aus den 1990ern geschlossen. Deshalb ein neuer Thread mit meiner Rezension, da ich heute das Buch aus Italien geliefert bekommen habe.
Das Buch ist sehr hochwertig verarbeitet und wartet mit dem Clou auf, dass der Buchdeckel mit einer Platte aus gebürstetem Metall versehen ist, was ihn edel, aber auch entsprechend schwer macht. Das kann, muss sich aber nicht als Nachteil beim Schmökern erweisen.
Leider ist der "Schuber", den ich kaum so nennen mag, nicht von gleicher solider Qualität, sondern besteht mehr oder weniger aus etwas stärkerem Papier! Er dürfte nicht allzu lange halten, weil er schon jetzt, am ersten Tag des Lesens, verknickt ist.
Inhaltlich knüpft das Buch an die Standardwerke von Ian Adcock (1991) und Jürgen Lewandowski (1992) an, die sehr akribisch die Entwicklungsgeschichte des Continental R aufgearbeitet haben. Das Buch lässt diesen Aspekt weitgehend außer Acht, sondern widmet sich vor allem den zahlreichen späteren Modellvarianten und Spezialanfertigungen.
Zu der Fülle von Fotos gibt es umfassende, übersichtlich aufbereitete technische Informationen sowohl in jedem Kapitel als auch zusammenfassend im Überblick am Ende des Buches.
Die Fotos selbst rufen allerdings gemischte Gefühle bei mir hervor: Sicherlich gibt es eine Vielzahl herrlicher Motive. Aber es gibt auch eine unbegreiflich hohe Zahl von Fotos, die schlicht verhunzt sind, weil ihnen jegliche Tiefenschärfe fehlt. So zeigen diverse Cockpitaufnahmen zwar das jeweilige Lenkrad messerscharf, aber nicht die dahinterliegenden Armaturen und die wunderbare Verarbeitung des Innenraums. Und auch eine Reihe von Aufnahmen, die Fahrzeuge von schräg vorne zeigen, verschwimmen ab den Rückspiegeln so stark, dass der Leser sich im Grunde genommen nur an der Fahrzeugfront erfreuen kann. Hier hätte ich angesichts des Preises von 180,00 Euro sehr viel mehr erwartet.
Auch die vielen Detailaufnahmen wirken etwas wahllos und auch im Layout nicht gerade optimal umgesetzt.
Die ersten knapp 90 Seiten widmet das Buch der hinlänglich bekannten Geschichte von Bentley, allerdings in einer etws verwirrenden Kapitelfolge. Dieser Part dürfte für Einsteiger interessant sein, alle anderen dürften diesen Part aber überblättern.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sicherlich mehr drin gewesen wäre bei diesem Buchprojekt. Ob ich den Kauf bereue? Nein, weil mich vor allem die Informationen zu den einzelnen Modellvarianten interessieren. Hier lässt das Buch keine Frage offen. Und die eine oder andere wunderbare Aufnahme in malerischer Kulisse gibt es ja auch.
Sven