Liebe Gemeinde, mir ist danach einige Eindrücke festzuhalten, die ich neulich auf einer Probefahrt von einem 99er Seraph gewinnen konnte. Zusammenfassung: sehr erstaunlich. Dem Verkäufer will ich nix böses unterstellen, bestimmt hat er noch viele andere Autos in seinem Autohaus, um die er sich kümmern muss und vielleicht geht ihm ja auch ein generelles Gefühl dafür ab, was sein kann und was nicht, aber ich kann mich nur ernsthaft wundern, was manche Leute so alles verkaufen wollen. Das besichtigte Fahrzeug war ein 99er Seraph mit 2-fach kalibriertem Tacho (Meilen und km), offenbar ein US Import. Ich schicke voraus, dass ich von Autos im Gegensatz zu vielen anderen Experten hier keine wirkliche Ahnung habe, ich kaufe Autos streng subjektiv nach Klang, Farbe und Geruch. Auf den Bildern sah das Auto mindestens so hübsch aus, dass ich einen 150km Umweg auf einer meiner Kundentouren einkalkulierte und da ich Autos auch schon mal gerne bis weit über 300tkm fahre, habe ich vor Exemplaren mit 160tkm keine Angst. Und wenn sie gerade mal 23 Jahre alt sind, hege ich die hoffentlich nicht zu unverschämte Erwartung, dass ich es wenigstens mit einem halbwegs brauchbaren Gebrauchtwagen zu tun habe, wenn für ein 99er Modell mit 160tkm Laufleistung 50 große Steine aufgerufen werden. Was ich antraf, war eine fahrende Leiche. Der Motor lief zwar rund, aber aus der Motor-Haube drang ein undefinierbar verbrannter Geruch, der auch nach einigen Minuten nicht besser wurde. Der Tacho ging nicht (oh Wunder), was bedeutet, dass die Wegstreckenangabe getrost als Makulatur begriffen werden darf. Die Heizung ging auch nicht, nein, das ist falsch ausgedrückt, die Klimaanlage funktionierte nicht richtig, weshalb die Scheiben hartnäckig beschlagen blieben und nur durch Stellung DEF (=defrost) frei zu bekommen waren. Das Lenkrad stand auf ca. 13h und die Bremsen hatten definitiv schon bessere Tage gesehen und würden einen TÜV Termin sicher nicht überstehen. Weiterhin eine beunruhigende Mitteilung im Fahrer-Info-Display namens "Airbag" - was auch immer das bedeuten mag... Die optimistische Zusicherung des Verkäufers, dass vor der Übergabe noch ein Service durchgeführt werde, konnte ich nur auf seine Unwissenheit zurückführen, denn an diesem Wagen wären nach meiner Schätzung (völlig un-sachverständig, ich weiß schon) Arbeiten für mindestens 20-30 Tausender durchzuführen gewesen, bevor das Fahrzeug auch nur annäherungsweise verkaufsfähig wäre. Wie kommen Leute nur auf solche Ideen? Ich mein, ich weiß, das Vögelchen vorne auf dem Kühler vernebelt manchem ein wenig die Sicht, aber wie kommt man nur auf die Idee ein offenbar nicht zulassungsfähiges Auto zum Verkauf anzubieten?
Diesen Zustand hätte ich mir von einem 48 jährigen Shadow I für 7.999,-€ bei meinem fröhlichen Lieblings-Autohändler aus Mettmann erwartet, aber nicht bei einem 23 jährigen BMW Derivat, immerhin fuhr ich schon mehrere 750er mit dem selben Motor in ähnlichem Alter und mit höherer Laufleistung - und zwar ohne, dass ich mir Sorgen machen musste, wo ich hinfahre und ob ich vor dem nächsten Hindernis zum Stehen komme.
Ich kann mich nur wundern... Sind euch solche Erlebnisse auch schon untergekommen? Oder bin ich der einzige, dem sowas passiert? Oder habe ich ein falsches Preisverständnis? Immerhin war ich bis vor einigen Wochen davon ausgegangen, dass der aktuelle Marktpreis für Silver Seraph Modelle mit durchschnittlicher Laufleistung von 100-200tkm irgendwo bei 30-60T€ liegen müsste, Last of Line Modelle aus 2002 mit extrem geringer Laufleistung von 30-60tkm werden aktuell für 48-75T€ angeboten, also wo liegt der Fehler? Habe ich einfach nur falsche Vorstellungen? Oder ist das normal?