Ich will Euch natürlich nicht mit meinen Reiseplänen langweilen, aber mir kommt es doch etwas vor wie ein kleines Abenteuer, wenn wir nun mit einem Auto, wie Michael richtig feststellt, auf Tour gehen, das wir noch gar nicht gut genug kennen. Ersatzweise aber hat es nun mein Herr Seidenberg kennen gelernt, der da meint, das nach aktuellem Stand nichts passieren dürfte und der Wagen auch pünktlich fertig wird. Nichts ist unmöglich, und so würde ich eigentlich lieber mit meinem Toyota Geländewagen fahren, der mich über 220K Km treu und zuverlässig durch ganz Europa brachte, aber, die Versuchung mit meinem neuen alten Bentley zu fahren ist einfach zu groß um vernünftig zu sein.
Bzgl des achten Zylinders' Kurzurlaub scheint es wohl als Ursache völlig falsche Zündkerzen gegeben zu haben. Jedenfalls steht meine Werkstatt in regem Kontakt mit Claus Erbrecht und seinem Team, zwischen dem unterdessen nicht nur reger Telefonkontakt besteht, sondern auch munteres Versenden von Bildern Richtung Brest. Hoffe, alles wird fertig und gut.
Wenigstens konnte ich meine Inge davon abbringen, den Beginn der Reise in Yorkshire zu verbringen. Das ist eine ganz andere Richtung und man sollte sein Schicksal ja auch nicht herausfordern. Insofern machen wir uns direkt von Beginn an auf in die richtige Richtung.
Im Ort Stamford fanden wir ein kleines Hotel, The George, das wirklich nett aussah. Und die Bilder von Prince Charles dort ließen uns vermuten, dass es keine Absteige sein dürfte. In England muss man ja leider auf alles gefasst sein in Bezug auf Hotels - egal wie teuer, es kann schrecklich enden. Angerufen, gemailt, Zimmer angefragt, Antwort bekommen, gebucht und postwendend am nächsten Morgen eine Mail mit der Info, dass wir zu spät seien...Schade, dachte ich, aber wer weiß, wofür es gut ist. Na ja. Dann eben weitersuchen.
In der Gegend gibt es zwar einige schöne Hotels, aber, entweder waren die zu weit weg vom Schuss, sodass man stets mit dem Wagen hätte unterwegs sein müssen statt nachts völlig betrunken aus dem Pub getragen werden zu können (so lernt man Land und Leute besser kennen, was ja Sinn und Zweck einer jeden Reise sein muss), oder sie waren ausgebucht. Dank hrs fanden wir dann aber in der Nähe von Peterborough wenigsten das Marriot. Nichts altes zwar, aber mit den üblichen amerikanischen Annehmlichkeiten einer großen Hotelgruppe wie Spa und so weiter und sofort. Von dort aus sind es auch nur noch 38 Km bis zu unseren anderen Destination, dem Ort Corby, an dessen Rand Rockingham Castle liegt, wo ja das weltgrößte RR Treffen stattfindet.
Na ja, dass wir in Peterbrough wohnen ist dabei nicht die ganz zutreffend. Eigentlich liegt das Marriott im Dorf Alwalton 3 Meilen außerhalb von Peterborough. Der Ortskern und die Kirche von Alwalton dort sind nur wenige hundert Meter entfernt, sodass man dort auch zu Fuß hin pilgern kann. Pilgern ist dabei der richtige Begriff, den Alwalton ist der Geburtsort von Henry Royce, dessen Asche dort auch in der Kirche vergraben liegt. Nachdem wir vor Jahren schon durch Zufall in Le Canadel an der französischen Riviera auf seinen Wohnsitz Villa Mimosa stießen ohne den Ort gesucht zu haben, hier nun wieder das gleiche. Wir buchen eine Unterkunft, ich sehe bei Wikipedia nach ob sich etwas Interessantes über das Dorf in Erfahrung bringen lässt dessen Name mir lediglich nur irgendwie bekannt vorkam ohne tatsächlich sofort den Bezug zu haben, und was ist, es ist Geburts- und letzte Ruhestätte des FHR! Und das beste ist, dass es wie damals in Le Canadel und nun auch wieder in Alwalton der pure Zufall ist. Vielleicht möchte mir Henry damit etwas sagen, z.B. dass ich vielleicht doch CEO von RR werden solle und als neues Modell den Silver Ghost wieder einführen möge? Wie auch immer: Die Welt ist eben also auch nur ein Dorf in unserem Universum.
Bzgl. der Tipps was mitzunehmen ist, ganz herzlicher Dank! RR363, Motor- und Getrieböl habe ich immer im Wagen dabei. Kerzen bekommt er gerade neue, aber alles andere ist wohl besser doch noch zu besorgen. Sinnvoller Weise habe ich mir schon die Daten Werkstätten rausgesucht, die in der Nähe liegen, wie z.B. Colbrooks in Peterborough and Flying Spares, die nicht weit entfernt von Corby sitzen. Insofern, risikoreich bleiben nur die Etappen zwischen Köln und Zeebrügge, die mich dann auch wieder über meinen Lieblingsautobahnring führt, nämlich den von Antwerpen, der das El Dorado eines jeden wenigstens verrückten LKW-Fahrer sein muss.
Jürgen
PS: Hat jemand die Privatnummer von Claus Erbrecht unter der ich ihn auch Nachts erreichen könnte?