Begründung, warum für mich Peters neue Kurve nicht in Frage kommt:
1. Mit dieser Kurve wird ignoriert, daß der Shadowverteiler grundsätzlich einen zweigeteilten Kurvenverlauf bietet, der den beiden Federn mit verschiedener Spannung entspricht, die die Fliehkraftgewichte steuern. Die Primärfeder ist weicher, die Sekundärfeder härter. Daraus folgt unmittelbar, daß die Kurve im Anfangsbereich steiler verlaufen muß als im späteren Verlauf der Kurve. Deine Kurve hat kontinuierlich dieselbe Steigung, das kann also nicht richtig sein. Der Knick der Kurve entsprechend dem Übergang von Primär- zu Sekundärfeder liegt irgendwo bei 1200 bis 1500 rpm, denke ich. Oft entsteht wirklich ein Knick allein dadurch, daß die Sekundärfeder lose eingehängt ist und keinerlei Vorspannung hat - im Gegensatz zur Primärfeder, die Vorspannung hat. Nach dem Knick muß die Kurve nicht unbedingt wieder gerade weiterlaufen, sie kann vielmehr wirklich eine Kurve im Sinne eines Bogens sein, weil dann beide Federn zusammen wirken und kontinuierlich sich verstärkend aufeinander einwirken.
Diesen ganzen Umstand findet man in Deiner Kurve nicht wieder. Nach meinem Verständnis vom Funktionieren der veränderlichen Frühzündung kann Deine Kurve nicht richtig sein. Übertrieben gesagt, machst Du den Motor ohne Not zur lahmen Krücke.
2. Mit der Kurve wird so getan, als müßte genau bei 3200 rpm das Maximum an Frühzündung erreicht sein. Damit ist man zwar auf der sicheren Seite, aber mir erscheint es technisch nicht notwendig, sich so sklavisch an diese Vorgabe zu halten. Erstens ist der Punkt der maximalen Frühzündung bei keinem Motor derselbe; und zweitens sind unsere Motoren - jetzt meine ich Deinen und meinen - nur 8:1 verdichtet. Ob bei unseren Motoren daher wirklich erst bei 3200 rpm dieser Punkt maximaler Frühzündung erreicht ist, erscheint mir zweifelhaft, ist allenfalls eine Näherung. Man kann aus Sorge um Schäden am Motor da durchaus konservativ und vorsichtig sein, ich gehöre zu der Sorte der Angsthasen auf so einem Gebiet. Aber Tatsache ist auch, daß die Motoren nicht einen einzelnen Punkt haben, an dem sie das Maximum an Frühzündung vertragen, sondern einen relativ weit gestreckten Bereich, und der geht von etwa 2800 bis 3300 rpm.
Ich halte es also für überängstlich, die 32 Grad maximaler Frühzündung genau bei 3200 rpm anfangen zu lassen. Mir erscheint es sinnvoller, dicht beim Maximum schon bei 2.800 rpm zu sein und von da bis vielleicht 3200 oder 3300 rpm in einer ganz flachen Kurve das Maximum an Frühzündung sozusagen zu umspielen, auszukosten.
Hinzu kommt, daß das Maximum sowieso nicht exakt 32 Grad beträgt, sondern auch da ein Spielraum von 2 Grad oder so existiert.
3. Soweit ich das verstanden habe, ist es auch falsch, nach dem Erreichen des Maximums für den gesamten Drehzahlbereich auf diesem Maximum zu bleiben. Mit zunehmender Drehzahl bleibt der Verbrennung immer weniger Zeit, im optimalen Bereich abzulaufen. Das führt dazu, daß das Drehmoment abnimmt. Bei unseren niedrig verdichteten Motoren passiert das schon bei relativ niedrigen Drehzahlen. Mit abnehmendem Drehmoment verträgt der Motor aber auch immer weniger Frühzündung. Folglich sollte die Frühzündung nach Erreichen ihres Maximums/Optimums zurückgenommen werden und nicht auf dem Maximalwert bleiben. - Diese Begründung ist für mich nicht völlig befriedigend, weil sie nicht sagt, warum Motoren mit abnehmendem Drehmoment nicht mehr soviel Frühzündung vertragen. Weiß ich. Aber das muß ich erst noch mal genauer nachlesen, das hab ich noch nicht parat.
Aus diesen 3 Gründen erscheint mir Deine Kurve (oder von wem auch immer sie stammen mag) nicht akzeptabel. Kann sein, daß mein Wissen veraltet ist, aber wir fahren ja auch mit ziemlich alten Motoren. Mich würde interessieren, wie man Deine neue Kurve technisch begründen will. Ich kann nicht erkennen, daß diese Kurve sinnvoll ist, wenn sie auch dem Motor bestimmt keinen Schaden zufügen wird. Ich kann nicht erkennen, daß man Dir mit der Kurve einen Gefallen tut.
Gruß - Udo