Mehr oder weniger durch Zufall geriet ich während unseres Frankreich-Urlaubs an die Einladung zur Vorstellung des Ghost Series II, veranstaltet von Rolls-Royce Monaco.
Der illustren Gesellschaft - außer uns natürlich alle aus dem Kreis der Schönen und Reichen - wurde ein Vorführexemplar der Series II gezeigt. Für den nächsten Tag konnte man sich dann zu Probefahrten mit dem Ghost I und dem Wraith anmelden. Na, dachte ich mir, die Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder und natürlich habe ich mich angemeldet für eine Tour mit dem Ghost.
Die startete am nächsten Morgen, vom Cap Ferrat ging es in Richtung Monaco so etwa 15 KM über die Moyenne Corniche. Und weil wohl kaum jemand fahren wollte (die Reichen und Schönen haben ja alle Chauffeure!) konnte ich dann gleich anschließend nochmal die Tour mit dem Wraith fahren. Begleitet wurde man von netten Engländern, die wohl mit den Autos auf Europa-Promo-Tour sind. Auf die Sicherheits- und Elektronik-Ausstattung des Wagens angesprochen, wurde mir dann sehr ausführlich erklärt, wie toll das jetzt in der Zusammenarbeit mit BMW sei, man könne nun eben alles einbauen, was es dort gibt. Und so ist es denn auch. Im Umkehrschluss gibt es aber eben auch nicht mehr davon extra für RR, es ist halt nur teurer, wenn die gleichen Teile dort eingebaut werden.
Dann hier mal kurz meine Eindrücke:
Beide Autos fahren sich, wie man das von der Luxusklasse erwartet. Und sicherlich auch bei den Modellen aus München oder Stuttgart fast ebenso hat. Das Fahrverhalten ist, für so schwere Wagen, dennoch unerwartet sportlich und die Wagen erscheinen handlich und gut zu steuern. Schlaglöcher und sogar die in Frankreich ach so beliebten Holperschwellen stecken beide bestens weg. Per Head-up-Display bekommt man alle relevanten Infos schön auf die Scheibe projiziert.
Der Wraith ist - nur konsequent - etwas sportlicher im Fahrwerk. Ansonsten ist aber zwischen den Fahrzeugen wenig Unterschied im Fahrverhalten.
Für mich erstaunlich war eigentlich, wie wenig Unterschied es mittlerweile zwischen den aktuellen RRs und anderen Luxus-Karossen gibt. Das Flair, das diese Autos eigentlich verströmen sollten (und das meine Corniche ganz eindeutig versprüht) habe ich nicht wieder gefunden. Es sind einfach ganz normale, sicher hervorragende Luxusfahrzeuge.
Ein paar Sachen fand ich aber schon bemerkenswert:
- Obwohl ich den Fahrersitz recht hoch gefahren hatte und ich auch kein Sitz-Zwerg bin, sah ich Emily nicht komplett, sondern nur Kopf und Oberkörper. Der Rest verschwindet für den Fahrer hinter einer stark gewölbten Motorhaube. Geht nicht, finde ich
- Während der Abendveranstaltung habe ich einen Blick in eine Liste mit Extras geworfen - und mich mit Grauen abgewandt: Es wird tatsächlich eine Emily aus Milchglas angeboten, die per LEDs blau beleuchtet werden kann. Da ist der Weg zur Unterbodenbeleuchtung mit farbigen LEDs ja nicht mehr weit. Und welche Sünde am Symbol der Marke!!
- Während der Veranstaltung lief ein Image-Film, in dem Herr Müller-Ötvös beschwor, wie rein englisch das Auto doch sei. Danach wurden Szenen eingespielt von Probefahrten des neuen Ghost in der Arktis. Und der hatte schön fett und deutlich erkennbar Münchner Nummernschilder :-D. Da hätte man doch wenigstens ein bisschen Bildbearbeitung machen können
- Am ausgestellten Ghost II sprangen mir gleich einige Sachen recht unangenehm ins Auge:
Schreckliche Spaltmaße, wie kann ein Auto so aus dem Werk gelassen werden?
In den Vertiefungen, in die der Kofferraumdeckel geht, waren Dichtungen krumm und schief eingesetzt, das sah wirklich schlimm aus. Und man sah rundum vorne wie hinten bei geöffnetem Motorraum bzw. Kofferraum fette Schweißpunkte, die nur überlackiert waren, da war nichts gerade gezogen oder glatt gemacht - sehr primitiv. Ebenso behandelt waren die Übergänge der verschiedenen Karosserie-Blechteile, da ziehen sich, ebenfalls krumm und schief, dicke Wulste drüber. Nicht schön und bei einem Auto dieser Preisklasse doch höchst ungewöhnlich.
Wie Ihr jetzt vielleicht bemerkt habt - so richtig begeistern konnten mich beide Fahrzeuge nicht ...