Autor Thema: SS II: Heissstartproblem - E10?  (Gelesen 1011 mal)

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Offline Paulbentley

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SS II: Heissstartproblem - E10?
« am: Fr.13.Sep 2024/ 18:14:49 »
Neulich bei 30 Grad Hitze war der Rolls nach kurzer Pause mit heißem Motor nur schwer zu starten, starb immer wieder ab im Leerlauf und brauchte mehr Gas, um weiterzulaufen. Das kannte ich bisher nicht. Allerdings fahre ich seit 3 Monaten E10 und es war die erste Hitzefahrt mit E10. Ist denn bei E10 die Neigung zu Dampfblasenbildung höher als bei E5? Weiß das einer von Euch?
Viele Grüße,
Stefan

Offline Amphiranger

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #1 am: Fr.13.Sep 2024/ 19:43:26 »
Dass das E10 direkt für die Heißstartprobleme verantwortlich ist, halte ich für unwahrscheinlich.
Hier mal ein lesenswerter Artikel dazu: https://www.motorradonline.de/ratgeber/report-alles-ueber-benzin-teil-3-benzin-die-vor-und-nachteile-von-e5-und-e10/

Indirekt aber könnte es sein, dass durch das E10 bereits (z.B. im Vergaser) irgend was geschädigt wurde. Ich habe mein Lehrgeld bezahlt und in einem Winter 3 defekte Motorräder zu beklagen gehabt. Das Ethanol ist hydroskopisch und zieht Wasser an, wodurch mir sämtliche Messingdüsen in den Vergaserbatterien zu grünem Schleim mutiert sind.
Seither tanke ich E10 in KEINEM meiner Oldtimer mehr.
Silver Spur II   MCX34198

Offline MarkusN

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #2 am: Fr.13.Sep 2024/ 22:36:57 »
Meine zwei R-R und die anderen Oldtimer fahre ich seit Jahren eigentlich nur mit E10 95 Oktan ohne irgend-
welche Probleme.
Beim Shadow bei einem Halt auf einer Autobahnraststätte bei Hitze braucht es nach Neustart mit Voll-
gas
schon etwa 30 sek. bis er im Leerlauf ohne Gas nicht abstirbt.Störender ist dann bei der Wegfahrt das nur
wellenförmig beschleunigt werden kann bis sich die Vergaser etwas abgekühlt haben,aber das war schon vor
E10 so.
Ich achte darauf im Jahr bei jedem Fahrzeug mindestens eine Tankfüllung verbraucht zu haben.
In meiner Garage gibt es auch keine grossen Temperaturschwankungen (Kondenswasserbildung).
Gruss
Markus
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Offline Paulbentley

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #3 am: Fr.13.Sep 2024/ 23:07:39 »
„30 Sekunden bis stabiler Leerlauf“ - so war das auch bei mir. Danach aber alles wieder normal, keine wellenförmige Beschleunigung. Strukturelle Schäden durch E10 erscheinen mir unwahrscheinlich, weil am nächsten Tag, bei 25 Grad, wieder alles gut war.
Trotz dieser minimalen „Problemchen“ war es eine phantastisch schöne Reise durch Schwarzwald, Neckartal und schwäbische Alb im Rolls: perfekte Klimatisierung ohne unangenehm kalt angeblasen zu werden, ruhiges Fahren und mühelose Unterhaltung mit den hinten sitzenden - das gibts nicht in den neuen Autos (zumindest nicht zum Preis eines Silver Shadow) ;) ;)

Offline Ostfale

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #4 am: Sa.14.Sep 2024/ 11:48:54 »
Dass das E10 direkt für die Heißstartprobleme verantwortlich ist, halte ich für unwahrscheinlich.
Hier mal ein lesenswerter Artikel dazu: https://www.motorradonline.de/ratgeber/report-alles-ueber-benzin-teil-3-benzin-die-vor-und-nachteile-von-e5-und-e10/

Indirekt aber könnte es sein, dass durch das E10 bereits (z.B. im Vergaser) irgend was geschädigt wurde. Ich habe mein Lehrgeld bezahlt und in einem Winter 3 defekte Motorräder zu beklagen gehabt. Das Ethanol ist hydroskopisch und zieht Wasser an, wodurch mir sämtliche Messingdüsen in den Vergaserbatterien zu grünem Schleim mutiert sind.
Seither tanke ich E10 in KEINEM meiner Oldtimer mehr.

E10 heißt, dass der Kraftstoff bis zu 10% Ethanol enthalten kann, aber nicht muss.
Und woher weißt du, dass das gleiche Problem bei den Motorrädern nicht auch mit E5 hätte auftreten können?
Korrelation ist nicht gleich Kausalität!

Auch frage ich mich, warum die stärkere Hygroskopie von E10 ein Problem sein soll.
Chemisch bildet sich ein für den E-Anteil ein Ethanol-Wassergemisch (ein sogenanntes Azeotrop) und verteilt sich in diesem durch Diffussionsprozesse erstmal gleichmäßig im Flüssigkeitsvolumen.

Nur: Woher soll das Wasser, was gebunden werden könnte, überhaupt kommen?
Im Tankvolumen ist das Gasraum mit Benzindampf voll, der schwerer als Luft ist nun diese verdrängt.
Die verfügbare Masse an Wasser wird sich im Grammbereich bewegen, wenn überhaupt.

Bei E10 ist immer viel "Panikmache von Ahnungslosen" dabei (damit bist jetzt nicht du, Amphiranger, gemeint), die selten auf wissenschaftlich-technich fundierten Beinen steht.

Fahre meinen Turbo R seit 45000km mit E5/E10 (je nach Preis, Lust, Laune) und parke ihn mit was auch immer für einen Tankinhalt übern Winter: Null Probleme.

PCX 46761 (93 Turbo R)

Offline sagitarius

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #5 am: Sa.21.Sep 2024/ 07:09:10 »
Dass das E10 direkt für die Heißstartprobleme verantwortlich ist, halte ich für unwahrscheinlich.
Hier mal ein lesenswerter Artikel dazu: https://www.motorradonline.de/ratgeber/report-alles-ueber-benzin-teil-3-benzin-die-vor-und-nachteile-von-e5-und-e10/

Indirekt aber könnte es sein, dass durch das E10 bereits (z.B. im Vergaser) irgend was geschädigt wurde. Ich habe mein Lehrgeld bezahlt und in einem Winter 3 defekte Motorräder zu beklagen gehabt. Das Ethanol ist hydroskopisch und zieht Wasser an, wodurch mir sämtliche Messingdüsen in den Vergaserbatterien zu grünem Schleim mutiert sind.
Seither tanke ich E10 in KEINEM meiner Oldtimer mehr.
Hallo,
Allerdings steht in dem sehr interessanten Artikel aus der Motorrad, den Du geteilt hast ja gerade drin, das E10 bei langen Standreiten eben weniger korrosiv ist, als E5, weil der höhere Äthanol Anteil in der Lage ist, mehr Kondenzwasser zu binden. Die Komponenten des BMW K100 Tanks wurden ja von E5 zerfressen.

Offline Amphiranger

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #6 am: Sa.21.Sep 2024/ 15:03:53 »
Ja, und in dem Artikel steht auch, dass man den Tank auspumpen sollte, wenn man denn E10 getankt hat und das Motorrad dafür nicht vom Hersteller freigegeben ist. Aber warum, wenn E10 doch in allen Belangen besser ist?
Auch gibt der Beitrag keine Erklärung dafür, warum nicht generell jedes Fahrzeug E10 vertragen sollte.
Ich hatte den Beitrag aus den zig-tausend im Netz auffindbaren Propaganda-Beiträgen zu E10 nur auf die Frage hinsichtlich der Startschwierigkeiten bei heißem Motor herausgesucht.
Das heißt nicht, dass sich meine Erfahrungen mit denen aus dem Beitrag hinsichtlich aller anderen Punkte decken müssen oder dass ich mit diesem komplett übereinstimme.
Wenn mal eine Tankfüllung E10 versehentlich oder notgedrungen in den Tank rutscht, halte ich das auch nicht für so schlimm, dass ich der Meinung bin, das Zeug müsse nun unbedingt ausgepumpt werden. ::)
Was mich allerdings doch etwas bei all den Kommentaren wundert, laut meiner Betriebsanleitung möchte der V8 RR-Motor gerne 100 ROZ haben. Aus diesem Grund fahre ich wenigstens Super Plus (98 ROZ).
Super Plus als E10 habe ich noch nicht gesehen. Warum eigentlich nicht? Wo doch die Beisetzung von Ethanol ganz easy mal die Klopffestigkeit erhöht? Aber vielleicht habt ihr ja die Kompression herabgesetzt oder fahrt alle US-Modelle, wenn ihr alle ohne Probleme E10 (95 ROZ) im RR fahrt.
Aber jedem das seine. Ich tanke auch E10 in diversen Fahrzeugen, aber hauptsächlich in US-Fahrzeugen oder aktuelleren Modellen. Ich habe überhaupt nichts gegen E10, genauso wenig wie gegen Diesel. Trotzdem bekommen meine Oldies lieber das, was sie wollen und nicht was am billigsten ist.

Über die notwendige Mindestklopffestigkeit von Benzin zum Betrieb alter RR V8 Motoren wurde hier schon mal diskutiert:
https://www.bentley-forum.de/index.php?topic=2108.0
« Letzte Änderung: Sa.21.Sep 2024/ 15:13:36 von Amphiranger »
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Offline Ostfale

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #7 am: Mi.25.Sep 2024/ 10:39:04 »
Oft sind es hier rechtliche Gründe. Ein Hersteller mächte Auto/Motorrad XYZ nicht extra testen, gibt deshalb keine Frage. Das ist dann erstmal die rechtliche Seite, denn er möchte sich vor Haftungsansprüchen schützen. Das heißt aber noch lange nicht, das es technisch nicht doch geht.
 
Und oft wird aus der mangelnden Freigabe des Herstellers ein "Verträgt E10 nicht" oder sogar "E10 ist das elementare Übel" gemacht. Und schon ist das Image ramponiert...
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Offline PY158

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #8 am: Sa.16.Nov 2024/ 15:34:13 »
ich muss sagen, dass ich die Spritdiskussionen bei Oldtimern recht befremdlich finde. Da ich ja ein älteres Semester bin, erinnere ich noch gut, welche Panik in den 1980er Jahren wegends dem bleifreien Benzin geschoben wurde. Okay, es gibt einige Leute, die der Philosophie folgen, dass sie in ihren besten Wagen der Welt nur das beste Benzin der Welt hineinfüllen wollen und so wird dann munter Shell V Power Racing oder das gute Anal mit 102 Oktan getankt. Will ich niemandem von abraten, soll ein jeder (m/f/d) gerne machen, wie man es haben will, aber NÖTIG isses nicht.

Vor dem Krieg kann man die Spritqualität vielleicht mit dem 80 Oktan Billigsprit vergleichen, der auch heute noch in der UdSSR, nein russischen Föderation, nein in Vladimir Valdimirowitschs own country an der Tanke verkauft wird. Und bleifrei fuhren sie vor dem Krieg auch fast alle, denn das gute Bleitetraäthyl wurde ab den 1930er Jahren hauptsächlich für Flugzeugmotoren verwendet (das tolle AvGas 100) und nicht für Autos. Wenn man von den üblichen Verdichtungen spricht, lagen die vor dem Krieg typischerweise bei 1:5 bis 1:6, nach dem Krieg vielleicht 1:8.

Und das Geschwätz zum Thema E10 regt mich richtiggehend auf. Da muss ich mir die Ohren schon ganz fest zuhalten, damit ich nicht ausflippe. Normales Superbenzin enthält 5% Ethanol, deshalb E5, der Öko-Sprit E10 enthält bis zu 10, typischerweise aber 7% Frittenfett, Plutonium, Rizin und sonstige schädliche Bestandteile, deshalb darf man ihn keinesfalls tanken und wenn man sich nicht sicher ist, soll man doch bitte Super oder Super+ tanken. Merkt ihr was? ;)
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Offline Blessington

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #9 am: Mo.18.Nov 2024/ 14:21:25 »
Ich fahre in meinem Silver Shadow seit dem ersten Tag (also dem ersten Tag, seitdem ich ihn besitze) grundsätzlich Shell V-Power oder Aral Ultimate - da der Motor (zumindest der meines Wagens) Benzin mit 100 Oktan benötigt.

Dazu ist aber der Fairness halber auch zu erwähnen, dass ich mit dem Wagen keine wirklich großen Kilometer-/ Meilenleistungen pro Jahr fahre. Von daher fällt der teurere Kraftstoff bei mir nicht wirklich ins Gewicht.

Viele Grüße aus der Südpfalz

Andreas
Dead Men Are Heavier Than Broken Hearts
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Offline PY158

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #10 am: Mo.25.Nov 2024/ 10:05:20 »
Moin Andreas,

das mit der geringen Laufleistung ist natürlich ein valider Punkt, allerdings würde zumindest für mich das auch bei höheren Kilometerleistungen im Jahr zutreffen: immerhin ist der Spritverbrauch nun wirklich einer der kleineren Kostenfaktoren bei Autos ganz allgemein und das würde ich auch für alte RR bzw. Bentley Modelle so sehen. Keine Ahnung, ab wann in Crewe die Devise von den 100 Oktan ausgegeben wurde, bei den US Modellen kann es sicherlich nicht so gewesen sein, die hatten auch in den 70er Jahren alle eine Oktanvorgabe von 91ROZ.

Auch will ich die Supertreibstoffe von Shell oder Aral oder Total oder wem auch immer nicht schlecht reden, sie haben mancherlei Wunder-Additive beigemischt, die den Motor sauber halten sollen und überhaupt gut für die Gesundheit von Motor und Fahrer gut sein sollen. Sozusagen Doppelherz für unsere rollenden Lieblinge... ;)
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Offline Amphiranger

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #11 am: Mo.25.Nov 2024/ 18:28:08 »
http://www.auto-tests-service.de/Service/Technik/Allgemein/Treibstoffnormen_EU_US.html

Folglich sind die Angaben von RR zu US Modellen nicht auf unseren Kraftstoff einfach übertragbar! Die Oktanvorgabe von 91 ROZ (US) würde laut Tabelle bei uns mindestens 96 ROZ (EU) entsprechen.
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Offline Amphiranger

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Re: SS II: Heissstartproblem - E10?
« Antwort #12 am: Mo.25.Nov 2024/ 23:01:14 »
Ich hab jetzt mal das Handbuch meines Spurs bemüht, da steht ja bekanntlich alles drin. Demnach geht ggf. auch E10 95 ROZ (e.g. 91 AKI in USA)!
Wird aber nicht empfohlen.

Wie sich das beim Shadow verhält, dürfte in dessen Handbuch analog nachzulesen sein.

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